Manfred Stephan (Hrsg.)

Sintflut und Geologie

Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie


Kurzzusammenfassung des Gesamtinhalts

Anhand biblisch-offenbarungsgeschichtlicher Zusammenhänge wird zunächst der Frage nachgegangen: Welche Folgerungen ergeben sich aus dem Sündenfall des Menschen und aus der in Jesus Christus begründeten Heilslehre des Neuen Testaments für das Verständnis der Menschheits-, Organismen- und Kosmosgeschichte? Aufgrund des offenbarungsgeschichtlichen Zusammenhangs von Adam und Christus umfasst die Menschheitsgeschichte nur einen kurzen Zeitrahmen in der Größenordnung von Jahrtausenden. Da nach dem biblischen Zeugnis das Geschick der außermenschlichen Schöpfung mit dem der Menschheit verbunden ist, spricht vieles dafür, dass der Kurzzeitrahmen auch für die gesamte Kosmosgeschichte gilt (Kapitel 3).

Dann wird die Geschichte der Erforschung der Gesamt-Schichtenfolge (= geologische Zeittafel) dargestellt, denn hier erfolgten grundlegende Weichenstellungen für die Thematik „Sintflut und Geologie“. Schon im 17. und besonders im 18. Jahrhundert erschienen sintflutgeologische Bücher und wurden kontrovers diskutiert. Umfassende sintflutgeologische Ansätze, die also die Entstehung eines großen Teils der Gesamt-Schichtenfolge in die Sintflut verlegen, verloren aber schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an Bedeutung. Fast gleichzeitig begann nach zaghaften Anfängen im 17. Jahrhundert im 18. Jahrhundert die systematische Untergliederung der Schichtgesteine. Lehmanns sintflutgeologisches Werk (1756) kann als ihr Beginn gelten, an der bald zahlreiche Geologen in verschiedenen Ländern teilnahmen. Dies führte dazu, dass in mehreren Teilen Europas die Gesamtabfolge der Gesteinsstapel in groben Zügen bereits vor dem Durchbruch der Evolutionslehre (etwa 1865) bekannt war. In Gebieten mit komplexer Lagerung (Faltengebirge) hatte man die grundsätzliche Abfolge bis ungefähr Anfang des 20. Jahrhunderts entschlüsselt. Die Abfolgen der Schichtgesteine zeigen weit überwiegend keine chaotische Lagerung. Vielmehr können sie fast immer aufgrund des Überlagerungsprinzips (= Jüngeres liegt auf Älterem) und ihrer geordneten Fossilabfolge weltweit korreliert werden. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass viele Lebensformen ausgestorben sind, und dass die jüngeren, in der geologischen Schichtenfolge weiter oben liegenden geologischen Systeme Fossilgemeinschaften führen, die den gegenwärtigen immer ähnlicher werden, je höher sie liegen. Umgekehrt werden die Fossilien in den älteren, tiefer liegenden Systemen den heutigen Lebensgemeinschaften immer unähnlicher, je tiefer sie liegen. Die relative Abfolge der Sedimentgesteine, die in der Geologischen Zeittafel tabellarisch zusammengefasst wird, ist kein künstliches Konstrukt; sie setzt keineswegs den Glauben an die biologische Evolutionsvorstellung voraus. Vielmehr fasst die Geologische Zeittafel gut begründet zahllose Geländebeobachtungen tabellarisch zusammen. Die damit verbundenen absoluten Zeitangaben können damit jedoch nicht begründet werden (Kapitel 4).

Sehr wichtig ist, dass viele Ablagerungsgesteine (Sedimente oder Sedimentite) Merkmale zeigen, die einerseits mit einer Entstehung in der kurzen, etwa einjährigen Sintflut kaum zu erklären sind. Das wird beispielhaft an etwa einem Dutzend Problemen gezeigt (es gibt jedoch weit mehr). Doch muss andererseits die Ablagerung dieser Schichtfolgen nicht notwendigerweise im Tiefenzeit-Konzept der Historischen Geologie verstanden werden. Es werden Gründe genannt, die für eine wesentlich kürzere Entstehungsdauer sprechen. Insgesamt führt das zur Annahme einer Ablagerung sehr vieler Schichtfolgen außerhalb des Sintflutjahres (favorisiert wird in diesem Buch die Zeit zwischen Sündenfall und Sintflut und möglicherweise noch nach der Flut). Die jeweiligen Probleme werden, großenteils anhand von Beispielen aus der mitteleuropäischen Geologie, andiskutiert, und es wird versucht, Schneisen in Richtung auf eine mögliche Lösung zu schlagen. Doch können angesichts des thematischen Umfangs bzw. wegen (noch) ungelöster Probleme bei den hier behandelten Themen vielfach keine abschließenden Erklärungen gegeben werden. Ihre weitergehende Bearbeitung als Bausteine im Sinn von Kapitel 9 wäre jedoch für die Zukunft wünschenswert (Kapitel 5).

Anschließend werden in einer Diskussion mit exegetischer Fachliteratur Auslegungsfragen und Einzeltexte des Alten Testaments behandelt, die für das Thema „Sintflut und Geologie“ von Bedeutung sind. Zunächst geht es um die Frage, in welchen Textformen Einzelabschnitte der Urgeschichte verfasst sind. Trifft die oft geäußerte Ansicht zu, es sei gar nicht die Aussageabsicht dieser Texte, die naturgeschichtlichen Anfänge und die wirkliche Urgeschichte der Welt zu schildern? Besteht eine Beziehung zwischen Schöpfung und Sintflut, und wenn ja, was könnte daraus möglicherweise für naturwissenschaftliche Fragen folgen? War die Sintflut ein weltweites Ereignis? Gibt es Ansätze für eine naturwissenschaftliche Erklärung der Sintflut, oder beschreibt der Sintflutabschnitt ein ausschließliches Strafwunder Gottes, das aus dem Rahmen naturwissenschaftlicher Methodik herausfällt? Wie lautet das sachgemäße Verständnis weiterer Textstellen im Umkreis der Sintflut, etwa die Frage, ob es vor der Flut nicht geregnet hat? Was ist mit den „Quellen der großen Tiefe“ gemeint, die im Sintflutbericht erwähnt werden? Wo verblieben die Wassermassen nach dem Ende der Flut? Was sagt die Urgeschichte über die damalige Geographie, und was kann daraus abgeleitet werden? Gibt es Hinweise im Sintflutbericht, die auf einen bestimmten geologischen, geographischen, topographischen oder kulturellen Hintergrund hinweisen (z. B. Bauort, Baumaterial und Landeplatz der Arche)? Was ist schließlich mit der Wendung „Teilung der Erde“ gemeint? Da wegen des Umfangs nicht alle Probleme in diesem Kapitel behandelt werden können, sind einige Exkurse, die weitere exegetische Auseinandersetzungen und Auslegungsfragen behandeln, über www.sintflut-und-geologie.info zu erreichen (Kapitel 6).

Im alttestamentlichen Buch Jeremia werden „Schöpfungsgesetze“ erwähnt; in welchem Verhältnis stehen sie zu den Gesetzen der Naturwissenschaft und zum Wunderhandeln Gottes? Das wird im nächsten Kapitel thematisiert. Weiter wird gezeigt, dass eine biblisch-urgeschichtliche Geologie nicht ausschließlich katastrophisch orientiert ist. Vielmehr wird mit sehr unterschiedlich großen Kräften bei den geologischen Abläufen gerechnet. Überraschenderweise kann biblisch-urgeschichtliche Geologie bestimmte Phänomene in einem Entstehungstempo erklären, das sich teilweise nicht sehr vom Tempo heutiger geologischer Prozesse unterscheidet. Damit können viele Geländedaten besser erklärt werden, während die gleichen Prozesse im Horizont der geologischen Tiefenzeit fast unendlich langsam abgelaufen wären. Sie hätten sich also unaktualistisch ereignet, nämlich fast unendlich langsam; dazu kann eine solche Annahme viele Geländebefunde kaum erklären. Insgesamt liegt der zeitliche Rahmen der Gesteinsbildung in der biblisch-urgeschichtlichen Geologie für das Phanerozoikum (fossilführende Schichten vom Kambrium bis zur Gegenwart) zwischen dem Sündenfall und der Besiedlung des Zweistromlandes. Gegenüber dem Tiefenzeit-Paradigma der herkömmlichen Historischen Geologie lässt sich auch wissenschaftstheoretisch ein anderes Vorgehen rechtfertigen. Neuere Ansätze wie das Konzept der Forschungsprogramme von I. Lakatos geben Raum für eine alternativ orientierte geologische Arbeit. Sie erlauben die Verfolgung von Forschungsansätzen, die über den heute weithin anerkannten Falsifikationismus von K. Popper hinausgehen (Kapitel 7).

Weiter wird diskutiert, dass es häufig mehrere Deutungsmöglichkeiten für geologische Befunde gibt, und dass Anfragen an die Isotopen-Datierungen gestellt werden können. Da sich wegen zahlloser Probleme kein bisheriger sintflutgeologischer Ansatz als überzeugend erweist, sehen die geologischen Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zunächst nicht die Aufgabe darin, sogleich eine weitere sintflutgeologische Idee aufzustellen. Vielmehr sollen zunächst zahlreiche „Bausteine“ für eine biblisch-urgeschichtliche Geologie erarbeitet werden, die möglichst plausibel in einem Kurzzeitrahmen gedeutet werden können. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass diese Bausteine in Zukunft Teile eines umfangreicheren Modells werden könnten (Kapitel 8).

Im letzten Kapitel wird – um das Buch nicht zu sehr anschwellen zu lassen – eine kleinere Anzahl geologischer Bausteine vorgestellt, die im Sinn der beschriebenen Vorgehensweise erstellt wurden bzw. derzeit in Arbeit sind. Weitere bereits bearbeitete Bausteine sind über eine angegebene Internet-Adresse zu erreichen. Insgesamt handelt es sich um Befunde, die eine deutliche Verkürzung der bisher angenommenen Zeiträume nahe legen. Bereits publizierte Projekte werden in diesem Kapitel zumeist nur in Kurzform beschrieben; andere, die derzeit bearbeitet werden bzw. noch nicht veröffentlicht sind, zum Teil etwas ausführlicher (Kapitel 9).


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Ausdruck: 19.04.2024 - 11:22
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