Vorwort

Das vorliegende Buch wendet sich sowohl an Geowissenschaftler als auch interessierte Nichtgeologen, um in einige wichtige Aspekte des Spannungsfeldes Sintflut und Geologie einzuführen. Es versteht sich nicht als Streifzug durch die Geologie, sondern konzentriert sich auf die im Titel genannte Zielsetzung und diskutiert von daher verschiedene Probleme. Leider können nicht alle bedeutsamen Themen grundlegend behandelt werden wie z. B. Isotopendatierungen, Plattentektonik (Kontinentdrift) oder Eiszeiten. Doch dafür werden zahlreiche regionalgeologische sedimentologische Probleme vieler Schichtfolgen Mitteleuropas angesprochen, auch um zur geologischen Mitarbeit einzuladen (s. u.).

Viele geologische Sachverhalte lassen sich nur mit Hilfe entsprechender Fachausdrücke darstellen, so dass ein Minimum an geologischen Grundkenntnissen vorausgesetzt werden muss. Doch erscheinen zahlreiche etwas speziellere Ausführungen und Literaturangaben nicht im Text, sondern in Anmerkungen am Schluss der jeweiligen Kapitel; sie enthalten neben Literaturverweisen z. T. weiterführende Informationen für spezieller interessierte Leser. Ferner erklärt das Glossar am Buchschluss (Kapitel 12) einige wichtige geologische Begriffe.

Das geologiegeschichtliche Kapitel 4 will zeigen, dass die Abfolge der geologischen Systeme, die in der geologischen Zeittafel zusammengefasst sind (Präkambrium bis Quartär), kein evolutionstheoretisch motiviertes Konstrukt darstellt. Sie entspricht vielmehr der Realität, die in der Natur angetroffen wird. Das wird am leichtesten deutlich durch eine Darstellung ihrer Forschungsgeschichte; die Anfänge der Zeittafel liegen im 18. Jahrhundert und damit rund hundert Jahre vor dem Durchbruch der Evolutionslehre. Es gibt natürlich zahlreiche geohistorische Darstellungen (viele wurden dankbar benutzt), aber nach unserer Kenntnis keinen zusammenfassenden Gesamtüberblick über die Erforschungsgeschichte der geologischen Gesamtschichtenfolge in deutscher Sprache, wie er hier versucht wird. Wichtig ist, dass gleich beim Thema geologische Zeittafel Weichenstellungen erfolgen, die das Verhältnis Sintflut – Geologie betreffen.

Ein Teil der in diesem Kapitel angeführten Zitate stammt aus dem sog. „heroischen Zeitalter“ der Geologie. So nannte K.A. v. Zittel in seinem nach wie vor bedeutenden geologiehistorischen Werk (1899) die Zeit zwischen 1790 und 1820. Es war die Zeit, in der die entstehenden Geowissenschaften ihre erste Gestalt fanden.1 Diese älteren Zitate sind kursiv gesetzt. Auch bei noch älteren Zitaten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die teilweise der Originalliteratur entstammen, zum Teil aber auch geologiehistorischen Arbeiten entnommen wurden, wird so verfahren, und ebenso bei Zitaten etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

In Kapitel 4 werden nicht nur Themen angesprochen, die in der geologiehistorischen Literatur eine Rolle spielen. Denn Geohistoriker stellen oft die Anfänge der Geologie rückblickend von der heutigen Forschungssituation aus dar; dabei besteht die Gefahr, die Geschichte der Geowissenschaften fast ausschließlich als Abfolge der dominierenden Theorien bis zur Gegenwart zu zeichnen. Dagegen werden in diesem Buch auch bestimmte Forschungsaspekte einbezogen, die bei einer solchen Betrachtung zu kurz kommen, weil sie in der späteren Entwicklung dieser Wissenschaft keine oder nur eine geringe Rolle spielten. Sie können aber für eine alternative Sicht von Bedeutung sein.

Ein Schwerpunkt liegt auf der sachgemäßen Exegese (Auslegung) geologisch wichtiger Aspekte der biblischen Urgeschichte, weshalb exegetische Fachliteratur herangezogen wird. Allerdings musste angesichts der Literaturfülle das eingesehene exegetische Schrifttum primär auf Kommentare beschränkt werden (Kap. 6). Die Erörterung des Verständnisses einschlägiger biblischer Texte gehört ebenso zur Gesamtthematik wie geologische Fragen. Die betreffenden Textstellen sollen zumindest mit einer gewissen Gründlichkeit andiskutiert werden. Um den Buchumfang zu begrenzen, müssen mehrere exegetische Exkurse, in denen bestimmte Themen vertieft werden, auf eine jeweils angegebene Internet-Adresse platziert werden (www.sintflut-und-geologie.info).

Beispielhaft werden in Kapitel 9 einige Resultate von Einzeluntersuchungen vorgestellt, die als Bausteine für ein künftiges biblisch-urgeschichtliches Geologiemodell dienen könnten. Die ausführlichen Literaturarbeiten sind jeweils angeführt. Um den Umfang des Buches nicht zu umfangreich werden zu lassen, wurden auch in diesem Fall weitere Bausteine auf die Internet-Seite www.sintflut-und-geologie.info gestellt. Die Bearbeitung weiterer Bausteine wäre sehr wünschenswert.2 Deshalb werden hier potentielle Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass sich in Kapitel 5 weitere, für die biblisch-urgeschichtliche Geologie wichtige Themen finden, die erst ansatzweise bearbeitet sind und noch weiter­geführt werden sollten. Die dort vorgestellten Befunde dürften schwerlich in den Rahmen des Sintflutjahres passen, doch könnten sie in einer vergleichsweise längeren Entstehungszeit vor (und gegebenenfalls auch noch nach) der Sintflut platziert werden. Denn ihre ansatzweise Bearbeitung lässt u.E. erkennen, dass es sich um erfolgversprechende Projekte handeln dürfte, die nach weiterem Ausbau ebenfalls Bausteine für eine biblisch-urgeschichtliche Geologie darstellen könnten. Weiteres zum Buchinhalt findet sich in der Kurzzusammenfassung in der Einführung (Abschnitt 2.3). Für den Versuch einer knappen Zusammenschau von Biblischer Urgeschichte und Geologie, die diesem Buch zugrunde liegt, sei auf Kapitel 7.5 verwiesen. Die Pfeile verweisen auf Kapitelabschnitte (z. B. ® 2.3), manche auch auf Bibelstellen oder Abbildungen.

Anmerkungen
1 Zittel, Geschichte (1899), 76-215.
2 Mögliche Vorschläge, die bearbeitet werden könnten, sind aufgeführt unter http://www.wort-und-wissen.de/mitarbeit/geowissenschaften.html